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Überflieger unten durch - Der freie Markt

Prozent in Potenz heißt ungleiche Verteilung. Das Modell dazu heißt „Affine Wealth Model“. Oh Schreck! Eine physikalisch-mathematische Begründung, warum Reiche immer reicher und Arme immer ärmer werden. Selbst, wenn alle mit den gleichen Randbedingungen (Ausgangskapital) starten. Selbst, wenn die Chancen auf Gewinn und Verlust 50:50 sind. Das Modell ist auch unabhängig davon, um wie viel Prozent Gewinn oder Verlust es geht. Sicher ist nur eines: Je mehr Transaktionen im Handel, desto verfestigter sind die Ergebnisse.

Sowas kommt davon, wenn man Marktwirtschaflern (Gewinn = Plus, Verlust = Minus) das komplexe Rechnen überlässt. Statistische Mechanik und deren Anwendung sind eben nicht so linear wie die der technischen Mechanik.

Nehmen wir mal an: Jemand investiert (setzt) 100 Euro in ein „Geschäft“ (in einem Casino). Nun werfen wir eine Münze. Kopf heißt 20% Gewinn (120 Euro). Zahl heißt 20% Verlust (80 Euro). Das verbliebene Geld verbleibt in der Unternehmung (auf dem Tisch). Nehmen wir nun weiter an, dass wir eine 50:50 Wahrscheinlichkeit haben, dass Kopf oder Zahl fällt. Bei 10 Münzwurf-Versuchen sind wir also bei 5x Gewinn und 5x Verlust.

Mathematisch ausgedrückt: 1,2 x 1,2 x 1,2 x 1,2 x 1,2 x 0,8 x 0,8 x 0,8 x 0,8 x 0,8 x 100 Euro = 81,54 Euro.
Ein schlechtes Geschäft (a foul play).

Dass die Realität in der Tat diesen Gesetzen folgt, bestätigt der Gini-Koeffizient (0 entspricht der absoluten Gleichheit, 1 entspricht der Oligarchie). Dieser wird aus der Lorenzkurve abgeleitet, bei der das prozentuale Vermögen gegen die prozentuale Anzahl der Personen dargestellt wird. Bei absoluter Gleichheit (50% der Haushalte haben 50% des Vermögens) ist der Gini-Koeffizient 0 (eine 45°-Gerade im ersten Quadranten des Koordinatensystems). Je mehr wir diese Gerade nach rechts unten wegziehen (je bauchiger die Kurve wird), desto größer ist die ungleiche Verteilung des Vermögens.

Hierzulande nimmt er zu. Doch Vorsicht, die Beschriftung der Achsen lesen! Was wird dargestellt? Einkommen oder Vermögen? Vor oder nach Steuern? Um eine weniger bauchige Kurve zu bekommen, nutzt die Wirtschaftspresse gerne die Darstellung „Einkommen nach Steuern“. Bei „Vermögen vor Steuern“ sieht es düsterer aus.

Doch zurück zu unserem Modell der Ungleichverteilung: Lassen wir jetzt zig Paare handeln, so oft wie möglich, bildet sich eine Oligarchie heraus.

Ein kleiner Hinweis für unsere Politiker: Je mehr der Konsum angekurbelt wird, desto schneller verfestigt sich dieser Effekt! Je mehr Exporte getätigt werden, desto schneller verfestigt sich dieser Effekt! Je mehr CO2-Zertifikate gehandelt werden, desto schneller verfestigt sich dieser Effekt! Je mehr Aktien gehandelt werden, desto schneller verfestigt sich dieser Effekt! Und daraus schließ ich messerscharf …

Analog zur Physik könnte man diesen Effekt auch als sozio-ökonomischen Phasenübergang bezeichnen. Von Wasser zu Dampf. Von Gleich zu Ungleich. Um so ein System im Gleichgewicht zu halten, muss man physikalisch gesehen Wasser nachschütten. Unsere Ökonomen müssten also wieder gleiche Vermögensverteilung schaffen. Ein Roll-Back sozusagen. Eine (Achtung: Böses Wort!) Vermögenssteuer, eine (Achtung: Noch ein böses Wort!) Börsensteuer, … aber da sehen viele ROT.

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