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Herr K. und die Frauen
Herrn K. als Frauenverächter zu bezeichnen wäre untertrieben. Das VER ist ein Versehen. Herr K. achtet Frauen. Er beachtet sie. Jedenfalls diejenigen, die sich lohnen. Herr K. ist kein Kostverächter. Die anderen achtet er. Höchstens. Manchmal schätzt er sie auch. Ab? Und zu? Oder unter? Welcher Teil seines Körpers dabei als Sensor dient, überlasse ich der schmutzigen Phantasie des Lesers. Alle Ächtung!
Herr K. ist verheiratet. Noch. Mit sich selbst in erster Linie und dann noch mit einer Frau, die sich von ihm getrennt hat. Daher maßt sich Herr K. das Recht an, auch vor Gericht, zu behaupten, diese Frau spinne, hätte einen Wahn. Wie jede Frau, die sich gegenüber Herrn K. eine eigene Meinung und einen eigenen Körper erlaubt.
Herr K. stellt Überlegungen an, wie geeignet Unterhaltszahlungen vermieden werden können. Aktiv und Passiv. In Form von Frauen natürlich. Der Unterhalt eines Kindes hat schließlich Vorrang. Lüge? Wahrheit? Betrug? Vor den Frauen? Vor Gericht? Vor der Gesellschaft? Vor den Freunden? Vor den Bekannten? Dass das Geld trotzdem futsch ist … naja, mit welchem Körperteil Herr K. sieht, hatten wir schon. Auf der Nase trägt er deshalb auch eine Brille.
In Herrn K.’s Leben gibt es schon immer Frauen. Nebenher. Davor. Danach. Zwischendurch. Übers Wochenende. Am Abend. In der Partei. In der Gemeinde. Woanders. Hier und dort. Verheiratet oder nicht. Ob 16 oder 60. Egal. Loch ist Loch. Je attraktiver desto gut. Er vergleicht sich mit großen Denkern wie Goethe oder großen Pharaonen wie Ramses. Also wären wir bei der Frage, mit welchem Körperteil Herr K. denkt. Es muss der kleine Zeh sein, wenn man seinen Gedanken, eine Frau hätte diesen Betrug zu akzeptieren, an der Größe misst, die Herr K. damit an den Tag legt. Beweist. Unmöglich macht, zu widersprechen. Lügen haben kurze Beine und manchmal bestehen sie nur aus einem kleinen Zeh. Auch wenn der öfter vorkommt, als ein Paar Beine. Und wenn etwas öfter vorkommt, so glaubt Herr K., hat es auch seine Berechtigung.
Herr K. ist selbstverständlich gerecht. Männer geben ihm Recht: Verständlich, dass er selbstgerecht ist. Sein Frauenbild hat sich ja noch aus der „guten, alten Zeit“ gebildet. Herr K. ist Jahrgang 1942. Da hat Mann noch gewusst, wie eine Frau auszusehen hat, und welches ihre Aufgaben sind. Die Demut einer Frau, glaubt Herr K., wird ihm dann entgegen gebracht, wenn er diese nur lange genug demütigt. Der Nutzen einer Frau, glaubt Herr K., liegt darin, wie man sie benutzt. Und der Vorteil von Frauen ist der, glaubt Herr K., dass man aus ihnen jederzeit seine eigenen Vorteile ziehen darf. Seine Gerechtigkeit lebt er auf Kosten anderer. Seine Freiheit nimmt er sich von anderen. Herr K. ist kein Sklave. Er versklavt andere. Mit seinen Ideen, Vorstellungen und Ansichten.
Herr K. hat keine Werte. Daher ist Herr K. wertlos. Doch anstatt erschrocken inne zu halten in seinem Tun, erniedrigt er die Werte anderer. Macht sie lächerlich. Benutzt andere, um sich darüber lustig zu machen. Und macht sich damit nur selbst lächerlich. Verliert jeden Respekt. Jedes Vertrauen. Jedes Gefühl – von sich und von anderen. So ist die Welt des Herrn K.: Ohne jeden Verstand. Nur ein Haufen Lügen hält sein Weltbild auf Recht. Das schlimme ist, dass sich Herr K. am meisten selbst belügt.
Herr K. ist in der Tat eine ganz arme Wurst. Deshalb heuchelt er auch so gerne Aufmerksamkeit für Tragödien, die weit weg sind und die er nicht ändern kann. Vom Wollen ganz zu schweigen. Das vermittelt den Eindruck, Herrn K. ginge es um etwas anderes, wichtigeres, als sich selbst. Ein verlogenes Mittel um Eindruck zu machen.
Ja, Herr K. ist eben ein Mensch, der sich für andere einsetzt. Damit sie ihre Fehler erkennen, die sie in seinem Weltbild haben. Herr K.’s Weltbild ist beschränkt. Ebenso wie seine Zukunft in seiner oder jeder anderen Welt. Denn auch dieses Problem, Herr. K. nämlich, wird sich früher oder später in das kleine Häuflein Dreck auflösen, das er heute schon ist. Dem biologischen Prozess sei Dank. Zu bedauern sind die Opfer, die Herr K. in seiner Anmaßung zurück lässt. Die Frauen. Die Frauen, die sich nicht wehren, weil ihnen dieses Spiel gefällt. Zu bedauern? Sie haben doch genau das erreicht, was sie wollten: Die Aufmerksamkeit des Herrn K., der gütig auf sie hinabblickt, auch wenn er weder körperliche noch menschliche Größe besitzt.
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