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Überflieger unten durch - Personalabteilungen

Haben Sie in letzter Zeit mal die Stellenanzeigen in Ihrer Tageszeitung bewundert? Ja? Dann sind Ihnen sicherlich tausende - von Kraft nur so strotzende – Berufsbezeichnungen unter gekommen. Da sucht eine Frittenbude einen Turn-Around Manager für die Frikadellen. Ein Hotel einen Diversity-Specialist zum Reinigen der Toiletten. Ein Software-Unternehmen sucht einen KeyAccount Manager Developing Tools für eine Call-Center-Drückerkolonne und eine Elektrofirma einen System Integrator Infrastructure zum Kabel ziehen. Hoppla!

Seitdem Stellenanzeigen als verkappte Werbemittel durchgehen, treibt der Stil von Personalabteilungen Blüten. Und irgendwie hat man bei der näheren Job-Beschreibung immer den Eindruck, es handelt sich um just die Stelle, von der vor einem Jahr eine langjährige Fachkraft mit ganz speziellem Firmen-KnowHow gekündigt wurde. Jetzt sucht man wieder Fachkräfte. Billig und Willig. At half wagest – zu Neudeutsch: Zum halben Preis. Billige Nummer und vor allem so schön transparent.

Hat sich dann doch ein Kandidat entschieden, sich auf eine Stelle zu bewerben, geht das Drama weiter. Die Firma will modern sein und zeigen, dass man über Internet kommunizieren kann. Prima! Man bietet eine spezielle Mailbox an – die wohl gleich im virtuellen Papierkorb landet, wenn nicht die Fehlermeldung eines überlaufenden Speicherproblems den Empfang verhindert. Frei nach der guten alten Schule: Alle Dokumente müssen (lesbar) vorhanden sein – bis 1,5 MB. Da hast du mit Microsoft schon beim Anschreiben verloren.

Ganz clever auch die Online-Bewerberportale. Du musst dich erst anmelden – nimm besser eine Mailbox, bei der du den daraus resultierenden SPAM filtern kannst. Hast du diese Hürde überwunden, stellen sich seitenweise Abfragetabellen, für die einen der CIA beneiden würde. Bist du ach damit durch, wenn dir das System nicht schon wieder abgestürzt ist, kommst du zum Hochladen der Dokumente. Wie gesagt: 1,5 MB. Da wird aber nicht vorher darauf hingewiesen, nein! Du lädst und lädst und lädst bis zur nächsten Fehlermeldung. Ganz nett sind auch die Seiten, auf die du nicht wieder zurück springen kannst, weil die Zeitüberschreitung von 3 Minuten abgelaufen ist. Also jedes Mal, wenn du ein Dokument hoch lädst. Insbesondere bei den Firmen der Informations- und Kommunikationsbrache tritt diese Herausforderung zu Tage. Filterfunktion würde ich sagen.

So, alle Dokumente sind nach mehreren  Stunden hochgeladen - Schwupps! - bekommst du eine Automail mit einem Larifari-Text. Das sagt auch etwas über die Qualität des Unternehmens aus – ehrlich! Hohe Anforderungen stellen, aber nichts dafür geben.

Dann hörst du erstmal eine geraume Weile nichts mehr. Wenn sich überhaupt jemand meldet. Das hat was mit Anerkennung zu tun, wenn sich eine Personalabteilung auch ihren zukünftigen Mitarbeitern gegenüber loyal verhält. Da hat sich jemand die Mühe gemacht und wird auf die lange Bank geschoben. Das sagt auch etwas über die Zuverlässigkeit des Unternehmens aus – ehrlich!

Erhältst du tatsächlich einmal eine Antwort, bist du grundsätzlich entweder nicht berücksichtigt worden oder überqualifiziert. Wohl weil der Neffe vom Vertriebsleiter bereits für den Posten vorgesehen war oder irgendein Praktikant den gleichen Job für lau macht. Jeden Tag steht eben wieder ein Dummer auf.

Kinder, erzählt mir nicht, ihr sucht Fachkräfte! Stellt erstmal in eurer Personalabteilung Fachkräfte ein, die mit Menschen umgehen können. Es wirft kein gutes Bild auf die Wirtschaftseliten, wenn sie mit Menschen so umgehen, wie ihr es tut. Anerkennungskultur hat etwas mit Firmenkultur zu tun. Nicht nur Quartalsergebnisse, kostenlose Praktika, befristete Arbeitsverhältnisse und Lohndumping.

Schade, dass nur ihr die Bewerber beurteilt. Wie wäre es, wenn die Bewerber mal anfangen würden, euch zu beurteilen? Ihr würdet glatt durchfallen.

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