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Herr K. und die Brandstifter
Herr K. wedelt bei einer Besprechung mit einem Fetzen Papier herum. Mehrere Teilnehmer lachen. „Guter Witz!“ Darauf abgebildet ein in Stürmer-Manier verzerrter Comic über islamische Mitbürger. „Was soll das?“ fragt eine wütende Stimme. „Das hatten wir doch schon mal!“ Herr K. blickt selbstgerecht in die Runde. „DAS ist doch witzig. Seien Sie kein Spaßverderber!“ Danach folgt eine niederträchtige Tirade von Behauptungen gegen den Protestanten, wie es immer der Fall ist, wenn die Argumente ausgehen. Herr K. kennt diese Abläufe. Herr K. praktiziert diese Abläufe öfters. Das fängt an mit: Solche Vergleiche gehen immer schief bis hin zum totschlagenden Rettungsring: Das ist doch gar nicht zu vergleichen.
„Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem dies kroch!“ wird geantwortet, wenn das Prinzip erhalten bleibt. Nein, behauptet Herr K. und weist darauf hin, dass man ja hier nicht gegen Juden hetzt. „Kopftuchbande!“ wirft Herr K. in den Raum und alles schweigt. Wieder. Erschrocken oder zustimmend? Wer wagt es, zu entscheiden? Herr K.! Herr K. hat sich schließlich selbst das Recht zugesprochen, gegen Selektion zu sein, um sie für sich betreiben zu können. Alles unwerte Leben ist mit Wasserstoffperoxid*) zu transformieren. Blauäugig muss man schon selbst sein.
Herr K. ist schließlich ein guter Christ und bereit, seine verfaulten Werte gegen die Ungläubigen zu verteidigen. Seine Geringschätzung von Frauen, nur gut als Vorzeigepüppchen für den Herd und für Sommerfeste (aber bitte ja keine eigene Meinung!). Seine Abneigung gegenüber anderer Leute Geld (das eigentlich ihm zusteht!). Seine Moral, die er für heiße Luft unter einem Rock jederzeit verrät, und seinen Respekt vor der Verantwortung, die er gerne den anderen zuschiebt. Herr K. ist schließlich auf der Seite der Juden. Auch er befürwortet einen eigen Staat in den Grenzen von … 2500 v. Christus? Auch er bezahlt Atom-U-Boote für den Kampf gegen den Islam.
Da steht Herr K. nun und verschenkt Feuerzeuge. Die Benzinkanister hinter sich wissend. Und wundert sich dennoch, dass jemand den Reichstag angezündet, eine Bombe in Oslo gelegt oder Kinder von der eigenen Meinungsbildung mittels Schusswaffe abgehalten hat. Herr K. versteht die Welt nicht mehr, sagt er. Und er sagt weiter, dass es sich dabei nur um einen Spinner handeln könne. Ja, da hat sich jemand aus den Fetzen anderer Sprechblasen etwas zusammen gesponnen, das größer ist, als das Herr K. es begreifen will. Und anstatt den Ursachen und Zusammenhängen auf den Grund zu gehen, beschränkt sich Herr K. mit den Medien darauf, Gefühle nach oben zu spülen, in der Hoffnung, alles andere möge unter gehen.
*) Wasserstoffperoxid (H2O2) ist eine blassblaue, in verdünnter Form farblose, weitgehend stabile Flüssigverbindung aus Wasserstoff und Sauerstoff. Es ist etwas viskoser (zäher) als Wasser und eine schwache Säure. Gegenüber den meisten Stoffen ist es ein sehr starkes Oxidationsmittel und wird als starkes Desinfektions- und Bleichmittel eingesetzt, unter anderem in Blondierungsmitteln für Haare. In hochkonzentrierter Form ist es sowohl als Einzel- als auch als Komponentenraketentreibstoff einsetzbar.
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