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Frei nach Hölderlin: Schicksal, Scheusal, Bruchsal

Willst du etwas über das deutsche Gesundheitssystem erfahren, lasse dich mit einem Abszess ins Krankenhaus einweisen. Wie sowas aussehen kann, zeigt diese Horror-Story.

Parkplätze nur für Kurzzeitparker. Angehalten, an die Information gelaufen und gefragt, ob es auch Dauerparkplätze gibt. „Nein, da müssen Sie schon in der Umgebung suchen!“ Gesucht, gefunden, Taxi gerufen. An der Information auf die Frage, wo du hinmusst: „Zur Anmeldung!“ Der Abszess geht langsam auf und die Brühe läuft heraus. Bei der Anmeldung auf die Frage: „Hätten Sie dafür wohl irgendwelche Tücher?“ erschrockene Gesichter. „Gehen Sie besser in die Notaufnahme!“ In der Notaufnahme hängen diverse ratlose Gestalten mit glasigem Blick herum. „Oh, Sie haben ja eine Einweisung, da müssen Sie direkt in die Gynäkologie!“ Wieder die Tasche genommen und übers Gelände geschlichen. In der Zwischenzeit ist der Abszess fast entleert. In der Aufnahme bei der Gynäkologie: „Da müssen Sie schon warten, vordrängen ist nicht, vor Ihnen sind noch weitere dran!“ So wartest du fast eine Stunde mit dem Siff auf inzwischen allen Kleidungsstücken. Der Blutdruck steigt. Als du dran bist: „Kann sich da jetzt vielleicht mal ein Arzt drum kümmern?“ nur erschrockene Gesichter. Dann bricht Panik aus! Der Arzt kümmert sich. Du wirst auf’s Zimmer gebracht. Das Blutdruckmessgerät wird hereingerollt. Zu hoher Blutdruck. Na, so ein Zufall! Langzeit-EKG wird dir umgebunden – Halterung verläuft direkt über dem Abszess. Sieht sogar der Chefarzt ein, dass dies ein Stück weit kontraproduktiv ist. Aber was tut man nicht alles mit dem Patienten, damit er die Klinik nicht verklagen kann! Dann hängen sie dich an den Tropf mit Antibiotika – vorwiegend, damit du Ruhe gibst. Geschluckt sind die Teile nämlich schneller. Liegst du erstmal, kommst du nicht mehr aus dem Bett raus, denn die Matratze hält dich irgendwie fest und die Desinfektions-  und Sterilisationsmittel haben dein Hirn soweit eingenebelt, dass du auch nicht mehr stehen könntest, nur noch schweben. Eine Million und Elf Ärzte, Schwestern, Pfleger und sonstige Personal schwirrt um dich herum und du hast keine Chance, auch nur den Ansatz eines Namens der Personen zu behalten. Diese sind, zugegeben alle sehr nett und bemüht, aber auch irgendwie genervt und dauernd im Stress. Formulare hier, Formulare da. Du wunderst dich noch, warum du plötzlich zwei Essen gebracht bekommst. Zu viele Formulare. Froh dem Horror entkommen zu sein, bist du für jeden Tag dankbar, in der du nicht in einem Krankenhaus liegst.

Merke: In diesen Fällen geht es erst in dritter Linie um das Wohl des Patienten. Zuerst um das System an sich und dann um das Wohl der Klinik. Jaja, solange die Krankenkassen bezahlen …

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